Das Römisch-Germanische Museum Köln besitzt weltweit die größte Sammlung römischer und fränkischer Glasgefäße; sie umfasst mehr als viertausend vollständige Gläser. Dieser Schatz, der durch Ausgrabungen im Kölner Stadtgebiet Jahr für Jahr wächst, steht im Mittelpunkt der Sonderausstellung. Die Präsentation bietet einen einzigartigen Querschnitt durch fast eintausend Jahre antiker Kunstfertigkeit und ist ein beeindruckendes Spiegelbild der Sammlungsbestände des Museums.
Doch die Ausstellung berichtet nicht nur von der Formenvielfalt und der Kunstfertigkeit römischer und frühmittelalterlicher Glashandwerker. Sie zeigt Glas auch im Kontext römischer und fränkischer Bestattungssitten und Glaubensvorstellungen, denn vor allem dem Brauch, Verstorbenen Glasgefäße ins Grab zu geben, verdanken wir, dass die hochempfindlichen Gläser der Antike unversehrt Jahrtausende überstanden haben. Sie widmet sich darüber hinaus den Rohmaterialien und technischen Fertigkeiten der antiken Glasmacher. Ein Ausblick auf die nachantike Entwicklung von Glasgefäßen beschließt die Präsentation.
Copyright alle Fotos: Römisch-Germanisches Museum/Rheinisches Bildarchiv Köln, Anja Wegner
Ausführliche Informationen zur aktuellen Ausstellung:
Das Römisch-Germanische Museum Köln besitzt weltweit die größte Sammlung römischer und fränkischer Glasgefäße; sie umfasst mehr als viertausend vollständige Gläser. Dieser Schatz, der durch Ausgrabungen im Kölner Stadtgebiet Jahr für Jahr wächst, steht im Mittelpunkt der Sonderausstellung. Die Präsentation bietet einen einzigartigen Querschnitt durch fast eintausend Jahre antiker Kunstfertigkeit und ist ein beeindruckendes Spiegelbild der Sammlungsbestände des Museums.
Der Werkstoff Glas hat in Köln eine zweitausendjährige Tradition. Geschäftstüchtige Händler kamen schon bald nach der Gründung der Stadt in den Jahren kurz vor Christi Geburt ins Rheinland, um anspruchsvollen Kunden ihr ebenso zerbrechliches wie kostbares Gut anzubieten.
Den Händlern folgten spezialisierte Handwerker. Zugewanderte Glasmacher aus dem Mittelmeerraum produzierten in der Colonia seit der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. zunächst Gefäße aus importierten Rohglasbarren. Die feuergefährlichen Glashütten waren außerhalb der Stadtmauern angesiedelt. Aber schon bald erkannte man, dass beispielsweise bei Frechen anstehende reine Sande hervorragend zur Herstellung von Glasgefäßen geeignet waren.
Anfangs fertigten die Kölner Werkstätten einfache blaugrüne Glasgefäße. Doch das Repertoire wurde bald erweitert. Durch Einblasen in mehrteilige Formen entstanden vielfältige Gläser: Weinkrüge, die Fässer nachbilden, Salbfläschchen in Form von Muscheln oder Trauben oder gar ein die Panflöte spielender Affe. Die mit farbigen Glasfäden dekorierten Schlangenfadengefäße sind ebenso ein „Kölner Produkt“ wie die durch die leuchtenden Glastropfen charakterisierten Nuppengläser. Höchste Geschicklichkeit, Sorgfalt und Geduld war für Emailmalerei auf Glas erforderlich – der Pokal mit Szenen des Achillesmythos ist ein Beleg vollendeter Kunstfertigkeit. Gleiches trifft auf die an der Wende vom 3. zum 4. Jahrhundert geschaffenen Schalen mit Schliffdekor zu. Jagdszenen, mythologische und christliche Darstellungen sind hochwertige Produkte eines Glasateliers, das seine Luxusgüter wohl auf Bestellung seiner vermögenden Kundschaft herstellte.
Auch das kostbarste Glas des Römisch-Germanischen Museum ist ein Kölner Bodenfund: Das weltweit einzige dreifarbige Netzglas, das Kölner Diatret, erinnert an die Vergänglichkeit des Lebens und fordert in purpurroten Lettern auf: „Trinke und lebe schön immerdar“!
Lange vermutete die Forschung, dass die Stadt im Frühmittelalter brach fiel und an Wohlstand nicht mehr zu denken war. Weit gefehlt! Untersuchungen der vergangenen zwei Jahrzehnte beweisen die ungebrochene urbane Kontinuität der Colonia am Übergang von der Antike zum Mittelalter. Ausgrabungen zeigen, dass Glas auch im frühen Mittelalter gefragter Luxus war. Produziert wurde zunächst nach fast unveränderten römischen Rezepturen, nunmehr inmitten der Handwerker- und Händlersiedlung am Platz der Kölner Altstadt – der Antike verpflichtet. Das Formspektrum passte sich allerdings dem Geschmack der neuen Zeit und den neuen Bewohnern der Stadt an, in der seit der Mitte des 5. Jahrhunderts die Franken den Ton angaben. An die Stelle römischer Formvielfalt traten einfache Schalen und Becher. Reich verzierte Rüsselbecher der Zeit verraten aber, dass sich die Glaswerkstätten auch in nachrömischer Zeit noch auf ihre Kunst verstanden.
Doch die Ausstellung berichtet nicht nur von der Formenvielfalt und der Kunstfertigkeit römischer und frühmittelalterlicher Glashandwerker. Sie zeigt Glas auch im Kontext römischer und fränkischer Bestattungssitten und Glaubensvorstellungen, denn vor allem dem Brauch, Verstorbenen Glasgefäße ins Grab zu geben, verdanken wir, dass die hochempfindlichen Gläser der Antike unversehrt Jahrtausende überstanden haben. Sie widmet sich darüber hinaus den Rohmaterialien und technischen Fertigkeiten der antiken Glasmacher. Ein Ausblick auf die nachantike Entwicklung von Glasgefäßen beschließt die Präsentation.
Copyright alle Fotos: Römisch-Germanisches Museum/Rheinisches Bildarchiv Köln, Anja Wegner
018 = In ein dreiteiliges Model geblasene Dose mit Deckel, 1. Jahrhundert n. Chr..
035 = Parfümbehälter in Form eines Schweinchens, blaues Glas, 4. Jahrhundert n. Chr..
060 = ’Zarte Rippenschalen‘, 1. Jahrhundert n. Chr.
084 = Trauben- und Muschelflaschen, 3. Jahrhundert n. Chr.
0 99e = Zierflaschen mit Schlangenfadendekor
105 = Das Taubenhaus, 3. Jahrhundert n. Chr.
106c = Die Muschelpokale, 3. Jahrhundert n. Chr.
111d = Nuppenbecher Kölner Produktion, 4. Jahrhundert n. Chr.